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Leonor Fini

1908 Buenos Aires
1996 Paris


Die argentinisch-italienische Malerin, Zeichnerin, Graphikerin, Illustratorin, Bühnenbildnerin, Kostümdesignerin und Schriftstellerin Leonor Fini wird am 30. August 1908 in Buenos Aires geboren. Mit einem Jahr flieht die Mutter mit ihr vor dem Ehemann in ihre Heimat Triest. Zum Schutz vor den Entführungsversuchen des Vaters wird Fini in ihren ersten Lebensjahren als Junge verkleidet.
Möglicherweise ist diese Tatsache die Grundlage für ihr lebenslanges Faible für Masken und Verkleidungen. Wegen ihres rebellischen Geistes wird sie mehrfach von Schulen ausgeschlossen. Als Künstlerin ist Leonor Fini Autodidaktin. Sie malt und zeichnet von klein auf.
Mit nur 17 Jahren findet ihre erste Einzelausstellung in Triest statt. Mitte der 30er Jahre geht die Künstlerin nach Paris und nimmt hier Kontakt mit den Surrealisten auf. Freundschaft schließt sie mit Giorigio De Chirico (1888–1978), Paul Éluard (1895–1952), Salvador Dalí (1904–89), Max Ernst (1891–1976) und Man Ray (1890–1976). Da sie André Bretons (1896–1966) Führungsanspruch und Dogmatismus ablehnt, wird Leonor Fini jedoch kein reguläres Mitglied der Gruppe.
Die Kriegsjahre verbringt die Künstlerin in Rom und Mailand. 1945 folgt die Rückkehr nach Paris. Ab 1948 ist sie mit dem italienischen Diplomaten Stanislao Lepri (1905–80) liiert und ab 1951 lebt auch der polnische Schriftsteller Constantin Jelenski in dieser Lebensgemeinschaft.
Leonor Fini hat eine Vorliebe für theatralische Auftritte und für die Organisation phantastisch-zeremonieller Kostümfeste und Maskenbälle. Außerdem pflegt sie einen außerordentlichen Katzenkult. Fini präsentiert sich als exzentrische Persönlichkeit, die ihr Leben zu einem Gesamtkunstwerk stilisiert.
Ihre Kunst ist orientiert am italienischen Manierismus, der Schule von Fontainebleau, Johann Heinrich Füssli (1741–1825), der Romantik, den Symbolisten, Gustav Klimt (1862–1918), aber auch an zeitgenössischen Künstlern und Schriftstellern. Die Malerei Leonor Finis ist szenisch-figuartiv.
Meist stehen spannungsgeladene, zwischen Erotik und Bedrohung oszillierende Beziehungen dramatischer Personen im Zentrum, die zu träumen oder in "hellseherischer Hypnose" schlafwandlerische Rituale zu vollziehen scheinen. Oft entstehen motivische Serien, so 1964 bis 1967 Frauen in Zugabteilen, 1970-71 Kinderspiele, 1987 bis 1990 "Passagers" mit Gesichtern träumender Frauen und 1995 Nachtwandlerinnen.
Bis in die 60er Jaahre ist Leonor Fini eine gefragte Porträtistin. Unter anderem porträtiert sie Jean Genet (1910–86), Anna Magnani (1908–73), Jacques Audiberti (1899–1965), Alida Valli (1921–2006), Suzanne Flon (1918–2005). Außerdem illustriert sie zahlreiche Bücher und verfasst auch selbst phantastisch-traumhafte Texte, in denen Gestalten ihrer Bildwelt auftreten. Zudem entwirft sie Bühnenbilder und Kostüme für etwa 50 Theaterstücke.
Leonor Fini stirbt am 18. Januar 1996 in Paris.


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