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Album amicorum, Stammbuch



Ein Album amicorum bezeichnet eine Frühform des Poesiealbums des deutschsprachigen Raumes, in welchem sich Freunde, Bekannte, Verwandte, Professoren und Lehrer und andere Respektspersonen des Besitzers mit Sinn-, Wahl- oder Freundschaftssprüchen, Wünschen, Widmungen, Wappen, Zeichnungen, Scherenschnitten, Stichen, Stickereien, Haarlocken, gepressten Blumen oder ähnlichem verewigten. Verbreitet war es insbesondere in Bürgertum und Studentenkreisen des 18. und im 19. Jahrhunderts. Neben der Funktion als Erinnerungsstück wurde es gerade in studentischen Kreisen bei einem Universitätswechsel als Empfehlungsschreiben genutzt. Das bis heute älteste bekannte Exemplar von Claude de Senarclens (1545 begonnen), einem Gefährten Calvins, stammt aus Wittenberg. Interessant ist somit insbesondere, dass der Brauch des Stammbuchs bis 18. Jahrhundert vor allem in protestantischen Kreisen Verbreitung fand. Ob die Wurzeln der Stammbücher tatsächlich ursprünglich in den mittelalterlichen genealogischen Stammtafeln, Turnier- oder Geschlechterbüchern liegen kann heute nur vermutet werden.
Im Laufe der Zeit wurden jedenfalls aus den studentischen Stammbüchern Erinnerungsbücher, in welche vorgefertigte Druckgrafiken als sogenannte "Stammbuchblätter" mit Bildmotiven eingeordnet werden konnten. Während des 19. Jahrhundert verfiel die Stammbuchmode zunehmend - die Funktion des Freundschaftssouvenirs der Studenten übernahmen jetzt mit Widmungen versehene Couleurgegenstände, wie Geschirr und Krüge. Für die Forschung sind Stammbücher bis heute überaus interessant, da sie sowohl Schlüsse über Mentalität und Moralvorstellungen der Schreiber, als auch über Modeströmungen zulassen und die unzensierten Stammbücher als wichtige Quellen zu Lebensdaten von Einzelpersonen wie auch den bis 1848 in der Regel verbotenen studentischen Zusammenschlüssen dienen können. Als berühmte Stammbücher gelten insbesondere die Ludwig van Beethovens und Babette Kochs.
Das Format der Stammbücher wandelte sich im Laufe ihrer Geschichte von gebundenen Büchern mit leeren oder nur teilweise bedruckten Pergament- oder Papierblättern zu den bis heute populären vorgedruckten Freundschaftsbüchern. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts lagen die Stammbücher vor allem im Sedez- oder Oktavformat, später auch im Querformat oder in Form von losen Blättern, die in Kassetten oder Mappen aufbewahrt werden konnten, vor.


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